BÖTTCHER-NEWS
JUNI 2013 PT#2
VON
DEN LALAs, DER REVOLUTION, DER GIER & DER GNADE.
Hallo
liebe Freunde,
willkommen auf dieser neuen Seite. Ich werde hier in Zukunft meine Newsletter posten, dazu gelegentlich womöglich noch ein paar andere Gedanken, Tourdaten, Updates, Ideen, Infos zu meinen Alben und Buchveröffentlichungen sowie weitere hysterische Dokumente und Tatsachen. :-) Ich grüße euch hier also herzlich aus meiner Schreibstube in
Himmelherzhausen (das ist immer noch irgendwo südlich der Elbe, am
Rande der Hansestadt Humbug). Bin grad zurück von ein paar Konzerten
in der schönen Schweiz. Und ich hoffe von Herzen, dass es euch allen
so gut wie möglich geht. Mir selbst geht es so lala (und jetzt soll
mal bitte kein Witzbold sagen: Lala ist doch wohl das beste
was einem Musiker passieren kann). :-)
Ich
möchte euch aber hier das „La“ ersparen und mich stattdessen
aufs „La“ beschränken. Das „La“ würde gewiss zuviel tristen
Raum beanspruchen, das „La“ hingegen ist recht erfreulich (siehe
den unteren Teil dieses Pamphlets). Aber, oh, apropos, na gut, wenn
wir hier schon mal so gesellig beisammen sind, lasst mich vorab bitte
doch wenigstens ein bisschen schwafeln; ist euch eigentlich auch
schonmal aufgefallen, dass es überaus herausfordernd sein kann, auf
die Frage „Wie geht's“ eine präzise Antwort zu geben?
Ich
persönlich bin mittlerweile ja dermaßen allergisch gegen
oberflächlichen Smalltalk, dass ich es meist nicht über mich
bringe, jemanden zu fragen, wie es ihm/ihr geht, wenn es mich nicht
wirklich interessiert. Blöd dabei ist natürlich, dass es
mich meist interessiert (hach, wär' ich doch bloß ein Misanthrop
geblieben oder wenigstens nicht meschugge geworden! :-)) Andersrum
ist aber auch schwierig: Es fällt mir nämlich wirklich schwer, auf
die Wie-geht's-Frage einfach bloß „Danke, gut“ oder „Danke,
mies“ zu antworten, da das beides ja nie so ganz komplett der
Wahrheit entspricht. Da fehlt ja in beiden Fällen immer ein
einschränkendes „obwohl“ oder ein „aber“ - also im Sinne
von: „Danke, gut, weil ich hab nämlich gestern im Lotto
gewonnen – aber ich kann es nicht richtig genießen, weil ich
gestern bei Gericht erfahren habe, dass ich wegen dieses Mordes an
meiner Vermieterin, von dem ich übrigens ernsthaft dachte, er sei
längst verjährt, doch noch lebenslänglich gekriegt habe.“
Oder „Danke, mies, ich hab ja Malaria und gestern hat mich auch
noch mein Chef hochkant rausgeschmissen, weil ich in der Firmenküche
versehentlich seinen Schokosahnedinkelmuffin mit meinem
Sechskornbrötchen verwechselt und achtlos weggeputzt habe, aber hey,
jetzt hab ich Zeit und die Sonne scheint, und, verdammt, wenn du
wüsstest, wie sehr ich es liebe, wenn die Sonne scheint!“
Ihr
versteht den Gedanken. Ich jedenfalls müsste eigentlich immer
erstmal nachfragen, wenn jemand wissen will, wie's mir geht: „Meinst
du jetzt das La oder das La?“ Aber nee, klar, das geht natürlich
gar nicht. Die meisten Leute haben gar keine Zeit oder innere
Kapazität für solch inflationäre Ausführlichkeiten oder gar - oh
weh!- allzu Persönliches. Gar nicht auszudenken, wenn wir uns alle
wirklich erzählen würden, wie es uns so geht! Das würde so
unfassbar viel Zeit stehlen, die wir aber alle für viel wichtigere
Dinge brauchen! Zum Beispiel für Facebook! Ironie aus, Ironie gleich
wieder an (Wackelkontakt): Ich persönlich glaube ja, dass Facebook
genau deshalb überhaupt erfunden wurde. Facebook ist die
größtmögliche, gigantomanischste Smalltalkparty der Welt. Niemand
will ernsthaft wissen, wie es den sogenannten Freunden geht, aber
jeder will doch gern irgendeinen Satz ohne „aber“ über sich
selbst loswerden. Vielleicht stimmt das aber auch alles gar nicht und
Facebook ist auf versöhnliche Weise bloß das, was Ray Davies von
den Kinks mal in einem Song über die (Frühzeit der)
Fotografie schrieb: „People take pictures of each other just to
prove that they really existed“. Und, nun ja, nun gut, vielleicht
mache ich mich mit diesem Newsletter sogar verdächtig, auch bloß
ein schnödes Foto zu solch profanem Zwecke zu machen und euch zu
senden. Das ist aber irgendwie, seht's mir nach, ein ganz
schrecklicher Gedanke – und deshalb gestand ich euch hier also
vorab sowohl mein La, als auch mein La. Ihr versteht bestimmt. Der
Schokosahnedinkelmuffin meines Chefs war übrigens richtig lecker,
immerhin, ich bereue also nichts. :-)
Pff.
Ich hab ja keine Ahnung, wie ich jetzt die Kurve zum informativen
Teil dieses Rundschreibens kriegen soll. Versuch ich es also einfach
mal ohne weiteres Schwafeln.
***
NEUES
ALBUM: „IV: REVOLUTION“ IM HERBST
Es
gibt nämlich tatsächlich Neuigkeiten aus dem Künstlerhause
Böttcher, und zwar nicht zu knapp: Tata. Im Herbst erscheint unser
neues Album „IV: REVOLUTION“. Ich habe es mit meiner Band
aufgenommen - dem Orchester des himmlischen Friedens, aka Henry
Sperling, Karsten Deutschmann und Svenzen Urbatzka – dazu haben
sich eine Reihe von ganz wunderbaren Gastsängern- und Musikern quasi
die Studioklinke in die Hand gegeben :-) Viel mehr Details dazu dann
nächstes Mal. Wir sind jedenfalls sehr froh und ein bisschen stolz,
dass wir das Album nun dieser Tage fertigstellen. Es werden 16 neue
Songs drauf sein, 6 weitere werden separat auf einer EP
veröffentlicht.
Hier
ist die Album-Tracklist:
Ouverture/
Zum Rand der Zeit/ N.O.A./34.Mai/ Gelobt S Land/ Ich denke nicht an
dich/ Nur kurz zu Gast/ Liebe, Schatten, Angst + Licht (feat.
Dania König) Der laute Teil der Stille/ Feuchte Straßen/ 4qm
Jazz/ Sie irren sich/ Auf 'ner Wolke/ Schön dich zu sehen/ Ich traf
Jesus in meinem Stammcafé (mit dem Chor des himmlischen
Friedens)/ Gnade/ Sie breiten ihre Flügel aus
Das
Album wird definitiv „anders“ klingen, als das letzte. Und ich
wage mal zu behaupten, dass es ein noch intensiveres Hörerlebnis
sein wird. Die titelgebende „Revolution“ ist übrigens – wer
meine Kunst kennt, ahnt es natürlich schon - keine handelsübliche,
natürlich schon gar keine primär politische oder gar gewalttätige.
Diesmal also kein Sturm auf die Bastille Es geht vielmehr um eine
Veränderung des Bewusstseins, um ein gemeinsames (im besten Falle
aufrichtiges) Betrachten der eigenen Stärke und Schwäche in einer
von uns selbst gezimmerten Leistungsgesellschaft, in der es
überproportional viel Platz für Gier, Egozentrik, religiöse
Überspanntheiten und Ellenbogenhauereien - aber kaum noch Platz für
weite Horizonte, für Barmherzigkeit, Mitleid, Sanftmut und Gnade
gibt. Soweit ich es beobachte, gilt das nicht nur für unser Außen,
also unseren Blick auf andere, sondern auch für unser Innen,
also für unsere Selbstliebe und Selbstachtung. Ich weiß dabei, dass
ich nicht der Einzige bin, der sich von diesem soghaften Trubel da
draußen oft überwältigt, in ihm allein und einsam fühlt. Aber was
für einen Sinn hat es, immer so zu tun, als hätte man die Weisheit
oder gar die Wahrheit von großen goldenen Löffeln gelutscht? Es
kommt mir mittlerweile nicht nur sinnlos, sondern regelrecht
schwachsinnig vor. Warum ist es nur so verdammt wichtig, immer recht
zu haben und immer „erfolgreich“ zu sein? Ich hab ja vor kurzem
hier schonmal den Ausspruch des Dalai Lama zitiert, der sagte: „Die
Welt braucht nicht mehr Erfolgreiche, sondern mehr Liebende“.
Daher
also der gewagte Titel für das Album – und dazu die gewagten, sehr
persönlichen und leicht zerbrechlichen Songs. Wir hoffen wirklich
sehr, dass es euch gefallen wird und würden uns natürlich ganz
riesig freuen, wenn ihr euch angesprochen fühlt und an dieser Art
von innerer „Revolution“ auf eure individuelle Weise teilhaben
möchtet.
Wenn
ihr mögt, schaut euch dazu bitte auch mal folgenden Link an. Es ist
der erste von wahrscheinlich mehreren kleinen Filmchen, die das Album
begleiten werden.
EPK REVOLUTION:
OFFENE
WORTE
Wir
haben nun insgesamt ein Jahr lang mit all unserer Leidenschaft und
unserem Herzblut daran gearbeitet und jetzt beginnt wieder die Phase
des ganzen Dealens und Zurrens und Planens. Da wir schon beim letzten
Album „Viva Dolorosa“ beschlossen hatten, in Zukunft auf Deals
mit externen Plattenfirmen zu verzichten und alles selber zu machen,
wartet da jetzt wieder eine ganze Menge Hinter-den-Kulissen-Arbeit
auf Henry, Karsten, Barry und mich. Wir sind ja alles gleichzeitig:
Tellerwäscher, Produzenten, Musiker, Songschreiber, Autoren,
Manager, Kaffeekocher, Konzertbooker, Buchhalter und Brotschmierer.
Und so ganz nebenbei haben wir ja auch noch ein paar Jobs beim
Fernsehen und so. :-)
SUPPORT
YOUR LOCAL KÜNSTLER!
Und
jetzt kommt's: ich möchte mich also hier erstmals trauen, euch
diesbezüglich um Hilfe zu bitten (nein, nicht beim Brot schmieren).
:-)
Wir
werden nämlich zum ersten Mal auf einer sogenannten
Crowdfunding-Plattform aktiv sein und möchten euch hiermit offiziell
und von Herzen bitten, uns auf diesem Weg bei der physischen
Herstellung des neuen Albums zu helfen. Das geht so: Wenn ihr mögt,
surft doch bitte in den nächsten Tagen (es wird aus bürokratischen
Gründen noch ein klitzekleines Weilchen dauern, bis unser Projekt
dort erscheint) mal auf
und
gebt dort „Jens Böttcher“ als Suchbegriff ein.
Ihr
landet dann direkt bei unserem Album „IV:REVOLUTION“, könnt euch
alles in Ruhe anschauen und es dann in verschiedenen Versionen vorab
erwerben (die Varianten reichen vom normalen Kauf des Albums bis
hin zu ganz schicken Limited-Editions und sogar exklusiven Konzerten
bei euch zuhause :-) ) Das heißt also: Wir bitten euch nicht um ein
Geschenk oder eine Spende, sondern darum, das Album einfach VOR dem
offiziellen Erscheinen zu kaufen und uns damit bei der Finanzierung
der Herstellung zu helfen. Ihr würdet uns damit wirklich sehr
unterstützen. Ich weiß zwar aus Erfahrung in vergleichbaren
Angelegenheiten und auch aus den Berichten anderer (sogar namhafter)
Künstler, dass solche Bitten oft ungehört verhallen. Aber ich bitte
euch jetzt dennoch und nichtsdestotrotz aus tiefstem Herzen, uns
dabei zu helfen. Kunst ist ein kostbares Gut – die Künstler dabei
oft auf sich allein gestellt (das Hungertuch immer in der Hand). Wenn
ihr also jetzt zufällig denken solltet, dass ausgerechnet unsere
Kunst es „wert“ ist: Support your local Künstler. :-) Danke
sehr!
***
Weitere
Neuigkeiten
Abgesehen
von der Arbeit am neuen Album und dem Beginn eines neuen
Buchmanuskripts (das dann hoffentlich 2014 erscheinen wird), habe ich
ein Kapitel für eine Weihnachtsanthologie verfasst, die zum
Jahresende im Berliner Chrismon-Verlag erscheinen wird. Überdies
werde ich zu einem gerade entstehenden, neuen Album von der
wunderbaren Dania König einen Song beisteuern. :-) Details dazu dann
bestimmt im nächsten Newsletter.
Unsere
wöchentliche Miniserie „Neulich im Bundestag“ im Rahmen der
Satiresendung Extra3 (ARD/NDR) erfreut sich derweil weiter großer
Beliebtheit. Wir geben uns damit viel Mühe und versuchen, dem
Wahnsinn der Welt mit einer Prise Humor zu begegnen. Besonders Henry
glänzt ja immer wieder als Synchronsprecher(in) für unsere
Bundeskanzlerin. :-)
Wenn
ihr Lust habt, schaut und hört gern mal rein, zum Beispiel hier:
„NIB-
Weltweite Privatisierung“:
So,
nun hab ich aber wohl wirklich genug von eurer Zeit geborgt... :-)
hier nur noch, wie üblich, meine Zitate des Monats...
„The
world is a hellish place - and bad writing is destroying the quality
of our suffering.“
(Tom
Waits)
„Das
Leben ist eine Reise, die immer heimwärts führt“
(Hermann
Melville)
„Falls
fallend du vom Dach verschwandest, so brems, bevor du unten landest“
(Heinz
Erhardt)
„Der
Krieg ist vorbei, die Zukunft hat gewonnen. Die Vergangenheit hatte
nie eine echte Chance, Mann.“
(Homer
Simpson)
„Bei
der ungeheuren Beschleunigung des Lebens werden Geist und Auge an ein
halbes und falsches Sehen und Urteilen gewöhnt“
(Nietzsche)
Das
Königreich Gottes kommt nicht so, dass man es beobachten könnte,
und man wird nicht sagen: „Sieh hier“ oder: „Sieh dort“.
Denn
siehe, das Königreich Gottes ist in euch.
(Jesus)
Vielen
Dank für eure Briefe, Mails, Ermutigungen und persönlichen
Lebensberichte. Ich freue mich immer wieder sehr, von euch zu lesen.
Und nochmals herzlichen Dank im voraus für eure Unterstützung!
pax!
jens
facebook/jens
böttcher
facebook/paco
de luca