Donnerstag, 26. September 2013

ÜBER IV: REVOLUTION #2


# 2 Liebe Schwestern, Brüder, Mütter, Väter, Cousins ersten bis tausendsten Grades, Schwippschwagers, Bürgerinnen und Bürger, Freundinnen und Freunde. Voller Freude und mit etwas aufrichtiger Rührung räume ich an dieser Stelle mal kurz einer Reihe von wunderbaren Gastbloggern etwas Platz ein. Unsere überaus talentierten Freunde Lorenz Ritter (Werbetexter), Sarah Brendel (Musikerin), Steffen Richter (Journalist), Rainer Buck (Autor), Daniel Monninger (Historiker und Texter) , Jakob Friedrichs (Autor und Comedian) und Jörn Schlüter (Musiker, Produzent, Schreiber für u.a. den Rolling Stone) berichten in vom ihrem ersten Höreindruck betr. unseres neuen Albums „IV:Revolution“, das ab sofort überall erhältlich ist.

Gastblogger heute: Rainer Buck, Jahrgang 1965, lebt mit seiner Familie in der Schillerstadt Marbach am Neckar. Neben der beruflichen Tätigkeit in der kirchlichen Verwaltung schreibt er regelmäßig für verschiedene Medien Beiträge über christliche Kultur und Popmusik. Zudem hat er zwei Romane sowie eine Biografie über Karl May veröffentlicht. Daneben ist er als ehrenamtlicher Prediger in der evangelisch-methodistischen Kirche tätig.

Die Stille danach

Was ist uns ein neues Jens-Böttcher-Album wert? Für "Revolution IV" konnte man Farbe bekennen, in dem man sich bei einer Crowd-Founding-Aktion beteiligte. Und nachdem ich nun die Möglichkeit hatte, mir das vierte Solo-Album von Jens Böttcher kurz vor dem offiziellen Veröffentlichungstermin anzuhören, kann ich sagen, dass da im September 2013 ein Werk das Licht der Welt erblicken wird, auf das alle, die Geburtshilfe geleistet haben, stolz sein können.
Wenn ich "Solo-Album" schreibe, muss ich gleich dazu bemerken, dass der Beitrag der Produzenten Karsten Deutschmann und Henry Sperling und den weiteren Mitgliedern der "Band des himmlischen Friedens" diesmal besonders hoch zu schätzen ist. Im Hintergrund rockt es diesmal ordentlich oder es ist sonstwie für große Abwechslung gesorgt, was einem die Befreundung mit der vielleicht sprödesten Böttcher-Song-Sammlung aller Zeiten ungemein erleichtert. So aber funktioniert das Album zur Not sogar während der Autofahrt.
Um sich freilich der Seele der einzelnen Songs zu nähern, empfehle ich einen intimen Rahmen und konzentriertes Zuhören. Viele Texte haben die literarische Qualität zeitgenössischer Lyrik. Das bedeutet auch, dass sie sich beim ersten Hördurchgang noch gar nicht völlig erschließen. Vielleicht sogar, dass man über geraume Zeit immer wieder Neues in ihnen entdeckt. 
Es gibt auch einige Lieder, die auf Anhieb unter die Haut gehen. Ein besonders fieses Teil ist zum Beispiel der letzte Song „Sie breiten ihre Flügel aus“, ein Abschiedslied, der allen Freunden von Jens deutlich macht, was wir einmal verlieren werden, wenn diese Stimme einmal verstummen wird. Die Stille nach dem letzten Lied hat mich persönlich deshalb am meisten berührt.
Es war jedoch keine leere Stille.
Sie war angefüllt mit der ganzen Liebe, die in allen zuvor gehörten Lieder steckte.
Wieder einmal habe ich das Besondere eines Albums von Jens Böttcher empfunden.

Rainer Buck

Mittwoch, 25. September 2013

ÜBER IV: REVOLUTION #1


Liebe Schwestern, Brüder, Mütter, Väter, Cousins ersten bis tausendsten Grades, Schwippschwagers, Bürgerinnen und Bürger, Freundinnen und und Freunde. Voller Freude und mit etwas aufrichtiger Rührung räume ich an dieser Stelle mal kurz einer Reihe von wunderbaren Gastbloggern etwas Platz ein. Unsere überaus talentierten Freunde Lorenz Ritter (Werbetexter), Sarah Brendel (Musikerin), Steffen Richter (Journalist), Rainer Buck (Autor), Daniel Monninger (Historiker und Texter), Jakob Friedrichs (Autor und Comedian) und Jörn Schlüter (Musiker, Produzent, Schreiber für u.a. den Rolling Stone) berichten in vom ihrem ersten Höreindruck betr. unseres neuen Albums „IV:Revolution“, das ab sofort überall erhältlich ist.



Lorenz Ritter ist Werbetexter. Außerdem schreibt er Zeitungskolumnen und Songtexte und bloggt auf butterplanet.de. Er lebt und arbeitet höchst zufrieden in Hamburg, ist musikalisch von Adam Ant und Joy Division erzogen worden und hat vor etwa 100.000 Jahren mit Jens zusammen Musik gemacht.

Don’t try this at home

Es gibt ja immer wieder Leute, die wissen wie’s geht. Die wissen, was richtig ist und was falsch, und die vor allem einen Plan haben. Einen Plan, wie man alles besser macht, und wie man kämpfen muss und wie man die Revolution anzettelt. Überhaupt: Revolution. Im Namen irgendeiner guten oder großen oder heiligen Sache fließt Blut, und Hütten brennen und Paläste und Menschen verlieren ihren Kopf. Revolutionen beendeten Ungerechtigkeiten und schaffen neue. Sie machen die einen schlauer, die anderen reicher und wieder andere ärmer. Oft die, die schon vor der Revolution nicht besonders viel hatten. Manchmal fegen sie Regimes weg, manchmal schaffen sie Gutes, manchmal schaffen sie Böses, manchmal schaffen sie einfach nur etwas, das nicht besser ist als das, was vorher war, sondern anders. Revolutionen verändern alles Mögliche, nur den Menschen, den alten Blödmann, den haben sie noch nie verändert. Er hat immer noch einen Plan. Er hat immer noch Recht. Er weiß immer noch, wie’s geht. Selbst, wenn alles darauf hindeutet, das nichts mehr geht.

Jens Böttcher und das Orchester des himmlischen Friedens singen auch von der Revolution. Ihre Revolution heißt Liebe, und das ist nicht besonders neu, möchte man sagen. War da nicht was, 1968 in Woodstock? Und ungefähr 1944 Jahre vorher, in Galiläa? Natürlich war da was, und natürlich ist Liebe nicht neu. Gott bewahre! Aber natürlich wirkt sie revolutionär. Das wissen wir. Und natürlich wäre es ziemlich gut, wenn wir wüssten, wie das eigentlich geht: in Liebe zu leben. Zwei Blicke reichen, um das festzustellen: einer auf die Welt und einer auf sich selbst. Doch Jens singt nicht davon, wie die Revolution geht. Er singt davon, wie sie sich anfühlt.

Er singt davon, wie schon dem ersten Moment, in dem man sich entschließt, ihr zu folgen, das Scheitern innewohnt. Wie man sich dennoch geborgen und aufgehoben fühlt. Wie man Zweifeln ausgesetzt ist, wie man zaudert. Wie man sich von der Liebe zurückzieht weil man von der Realität immer und immer wieder eingeholt wird. Wie man in Depression versinken kann. Er singt vom Friedenmachen mit sich und mit der Welt. Er singt von hoffnungsvoller Melancholie, von Erkenntnis und Aufbruch und Überzeugung. Er singt von dem Gefühl, wenn Liebe endet. Von Trauer und Irrwegen, vom Verzeihen und Zueinanderfinden, von Erkenntnis, vom Ankommen und schließlich vom Verlust der Angst. Er singt von einer Liebe, die in jedem dieser Momente da ist.

Dazu spielt das Orchester des himmlischen Friedens so berührend wie auch die Texte sind. Sie spielen, was Arschwackel-Rock, Lagerfeuer-Romantik und Varieté hergeben. Mal breit und opulent mit Streichern und Bläsern, mal klein uns zart mit Glockenspiel und Gitarre. Den Weg, der zur Revolution führt, begleiten sie Schritt für Schritt und Ton für Ton. 17 Lieder dauert er, eines baut auf dem anderen auf, und am Ende führt uns der Weg ins Ziel. Doch wie gesagt, das Album ist keine Handlungsanleitung. Jens beschreibt auf „IV: Revolution“ sehr persönlich, wie sich diese Revolution anfühlen kann. Und das ist tausendmal beeindruckender und berührender als die millionste Verkündung einer revolutionären Wahrheit. Und wunderschön ist es obendrein. Könnte man glatt mal selbst ausprobieren.

Lorenz Ritter

Mittwoch, 18. September 2013


BÖTTCHER-NEWSLETTER SEPTEMBER 2013

VON DER REVOLUTION, DER ERSCHÜTTERUNG UND EINER REISE, DIE SOWIESO NICHT ENDET.

Liebe Freunde,

hier mal wieder ein mittelgroßer Zeilenhügel aus meiner kargen Schreibstube in Himmelherzhausen. Ich bin übrigens selbst erstaunt, dass ich diesen Newsletter in den letzten Monaten so regelmäßig hinbekomme. Und freue mich mit denen unter euch, die ihn gern lesen (und es mich hin und wieder sogar wissen lassen, danke!). Es gäbe so vieles zu schreiben, zu berichten, zu erzählen – und tatsächlich reizt es mich, genau das jetzt zu tun, aber leider fehlt es mir ein wenig an diesem sogenannten Zeit-Ding.:-) Beschränke ich mich also auf das, was mir grad am Wichtigsten erscheint, nämlich euch jetzt voller tiefempfundener Freude zu erzählen, dass es soweit ist! Nach einem Jahr intensiver Arbeit vor und (hauptsächlich) hinter den Kulissen, präsentieren meine Waffelbrüder* und Homies Henry Sperling und Karsten Deutschmann euch die Veröffentlichung unseres neuen Albums „IV: Revolution“. Unser neues Werk ist ab sofort quasi überall erhältlich. Als kleinen Appetithappen ist hier zunächst mal der Link zum ersten Video. Checkt das aus! :-))

JENS BÖTTCHER & DAS ORCHESTER DES HIMMLISCHEN FRIEDENS feat. Dania König „Liebe, Schatten, Angst + Licht“


Wenn euch diese Zeilen erreichen, müsste das Album übrigens nicht nur als Download bei den gängigen, verdächtigen Großkonzernen zum Verkauf stehen, sondern überdies auch als analog-old-schooliges, also ganz und gar haptisches Erlebnis – soll heißen: Die CD kommt im plastikfreien Digipack daher, mit einem schönen 24seitigen Booklet, das unser Freund und Künstlerbruder Jochen Schultheis aus Stuttgart wieder so famos gestaltet hat, dass ich fast geneigt bin, euch zu raten, euch nochmal mit eurem schnellen Download-Kaufklick-Finger zu unterhalten und statt der MP3-Version doch die Coffeetable-Variante zu erwerben. Für den Fall, dass ihr reinhören mögt, ist hier vorab mal der Link nach Amazonien – da könnt ihr schon mal Snippets von allen 17 Songs lauschen …



Zum Thema Amazon, Itunes, Mediamarkt etc. dann noch schnell dies: Wir alle haben ja die Chance, unsere Lieblingskünstler und Lieblingsshops zu unterstützen, indem wir ihre Werke direkt bei ihnen oder im „kleinen Laden umme Ecke“ kaufen. In Hamburg gibt es das „IV:Revolution“-Album beispielsweise auch in der Evangelischen Buchhandlung Holstenstraße. Und natürlich könnt ihr auch direkt bei uns bestellen. Kurze Mail an info@gentleart.de genügt, wir schicken euch dann gern ein Album per Post und mit Rechnung zu (15€ zzgl. Versand). Auch die EP „IV:Revolution #2“ mit 6 weiteren Songs könnt ihr direkt bei uns ordern (als Papersleeve-CD für 10€ oder als 12“ Vinyl für 15€).

Und diese kleine Bemerkung über Amazon & Co bringt mich jetzt ohne viele Schleichwege und ziemlich direkt zum Eigentlichen. Das Album heißt ja nicht grundlos „Revolution“. Oh, bevor ihr weiterlest - dieses kleine Filmchen sagt vielleicht mehr über die Intention, als ich jetzt hier in wenigen Worten vollbringen kann.

EPK- IV: Revolution.

Zur Vertiefung vielleicht noch dies: Die Revolution, um die es also geht, ist keine, die irgendwen auf die Barrikaden treiben soll und sie hat nicht mit Gewalt zu tun, sondern mit Sanftmut. Es ist eine, die nach innen zielt - eine, bei der es um die Bereitschaft geht, das was man selbst glaubt und oft auf bizarre Weise für „richtig“ hält, einer Prüfung zu unterziehen und den Mut aufzubringen, kurz innezuhalten und anzuschauen, was in uns allen eigentlich schiefgeht.

Es ist eine Revolution, bei der es keine Feindbilder gibt, weil Feindschaft an sich schon Teil des Problems ist, das die meisten von uns ganz offensichtlich haben (der hier Schreibende jedenfalls hat damit persönliche Erfahrungen). Und sei es nur die Feindschaft zu einem Teil von uns selbst (der hier Schreibende jedenfalls hat damit persönliche Erfahrungen) ;) Die Revolution, von der ich also hier rede (und normalerweise eher singe), ist eine, die nicht mit äußeren Aktivitäten, nicht mit Religionen, nicht mit den „richtigen“ Parteien und Systemen, nicht mit Gutmenschtum, nicht mit Zynismus, nicht mit Selbstgerechtigkeit, nicht mit durch „Wachstum“ (Argh, ich kann das nicht mehr hören!!) und Habgier motiviertem Krieg, nicht mit erpresstem Frieden, weder mit happy-go-lucky-Frömmigkeit noch mit unhappy-go-Drogensucht-Fatalismus zu erreichen ist. Diese Revolution hat NUR mit uns selbst zu tun ; irgendwo da unten in unseren Seelen, unserem Geist, wie immer man es auch nennen mag, wartet die Antwort auf eine Frage, die wir normalerweise nicht zu stellen wagen. Dass diese Revolution deshalb nicht im handelsüblichen Sinne „funktionieren“ kann, ist übrigens von vornherein klar. Sie lässt sich nicht organisieren und nicht strukturieren. Und sie ist keine Mission, schon gar nicht bin ich dabei ein Missionar (ich sitze dabei im Glashaus und habe für einen Moment meine Steine gegen Wattebäuschchen eingetauscht). Es ist eine Revolution, die sich gegen die Angst wendet, indem sie die Angst umarmt. Und es gibt überhaupt einen verdammt guten Grund dafür, dass wir Angst haben, an eben den inneren Ort zu gehen, an dem sie überhaupt erst beginnen kann, die vermeintliche Umkehr. Da wartet etwas sehr Ungewohntes, etwas, von dem wir annehmen müssen, dass es uns etwas Furchtbares antun könnte, ein Nichts, das womöglich aber auch ein „Alles“ ist – ein Alles wiederum, das dann ganz plötzlich womöglich aber gar nicht mehr aus Angsteinflößendem besteht, nicht mehr aus dem unbarmherzigem Leistungsdruck, nicht mehr aus der vielfältigen Bestrafung, die wir alle bereits erlebt und erspürt haben und auf deren Ritualisierung wir alle uns immer wieder verlassen (und wieder: das geht von Religion bis X).

Was aber wäre, wenn an diesem Ort, in diesem Nichts, diesem Alles, ungeahnte Gnade auf uns wartet? Eben nicht außen, sondern innen. Eine Liebe, die in der Stille beginnt und im Getöse einer ausgelassenen, sturzfreudetrunkenen Friedensparty endet? Für den Moment. Vielleicht nur für einen Moment. Vielleicht auch für länger. Wer weiß es? Ich nicht. Ich war bislang immer nur zu Besuch dort, obwohl ich doch so sehr und fest daran glaube, dass es mein Zuhause ist.

Auf dem Revolution-Album geht es ausschließlich um diese endlose Reise nach innen. Und eigentlich geht es dabei auch nicht um das Ankommen, sondern um das Unterwegssein. In all dem: geht’s in den Songs um Liebe, um Glauben, um Verrat, um Lügen, um Ehrlichkeit, um Dunkelheit, um Schmerzen, um Schweres und Leichtes, um Vergebung, um Gnade, um lähmende Angst, um die befreiende, unvergleichliche Poesie und die Tragik des Liebens, um das Reisen und das Ankommen – und um das, was uns alle schützt und hält. Es geht um eine tiefe Erschütterung in uns selbst, die uns überraschenderweise nicht (!) in die Psychiatrie führt, sondern wenigstens in die temporäre Nähe, in die Grenzgebiete des inneren Friedens. Und darum, wie es sich anfühlt, nicht länger Recht haben zu wollen.

Und darum, wie es sich anfühlt, wenn man sich nicht mehr fragen muss, ob es ein Leben nach dem Tod gibt, sondern ob es ein Leben vor dem Tod gibt.

***

Und zum Schluss wie immer meine Zitate des Monats... :-))

There are only so many people you can carry in your small boat before their weight sinks you. A hundred you can carry whom you love. But barely one you wish to harm.“
(Hafiz)

Wisdom ceases to be wisdom when it becomes too proud to weep, too grave to laugh and too selfish to seek other than itself“
(Gibran)

Zimmerservice? Schicken Sie mir bitte ein größeres Zimmer hoch.“
(Groucho Marx)

Danke für eure Mails, eure Kommentare, eure Geschichten und eure Freundschaft. Wir sehen uns auf Tour oder sonstwo. :-)

Pax y'all :-)
jens


* Obacht, das war kein Tippfehler, eher eine spontane Hommage an den frühen Woody Allen („Vorsicht, er trägt eine Waffel.“) :-)

Mail an Jens via boettcher@boettchercom.de
Facebook (Jens Böttcher oder Paco de Luca)

Alben
Himmelherz (2005)
Reisefieber (Doppelalbum 2007)
Viva Dolorosa (2010)
Anklagend Schweigend Rosenrot (Lyrik-Album 2012)
Am Ende des Tages (Songauswahl, 2012)
IV: Revolution (2013)

Bücher
Steiner (2007)
Der Tag des Schmetterlings (2009)
Interview mit dem Teufel (2011)