Mittwoch, 25. September 2013

ÜBER IV: REVOLUTION #1


Liebe Schwestern, Brüder, Mütter, Väter, Cousins ersten bis tausendsten Grades, Schwippschwagers, Bürgerinnen und Bürger, Freundinnen und und Freunde. Voller Freude und mit etwas aufrichtiger Rührung räume ich an dieser Stelle mal kurz einer Reihe von wunderbaren Gastbloggern etwas Platz ein. Unsere überaus talentierten Freunde Lorenz Ritter (Werbetexter), Sarah Brendel (Musikerin), Steffen Richter (Journalist), Rainer Buck (Autor), Daniel Monninger (Historiker und Texter), Jakob Friedrichs (Autor und Comedian) und Jörn Schlüter (Musiker, Produzent, Schreiber für u.a. den Rolling Stone) berichten in vom ihrem ersten Höreindruck betr. unseres neuen Albums „IV:Revolution“, das ab sofort überall erhältlich ist.



Lorenz Ritter ist Werbetexter. Außerdem schreibt er Zeitungskolumnen und Songtexte und bloggt auf butterplanet.de. Er lebt und arbeitet höchst zufrieden in Hamburg, ist musikalisch von Adam Ant und Joy Division erzogen worden und hat vor etwa 100.000 Jahren mit Jens zusammen Musik gemacht.

Don’t try this at home

Es gibt ja immer wieder Leute, die wissen wie’s geht. Die wissen, was richtig ist und was falsch, und die vor allem einen Plan haben. Einen Plan, wie man alles besser macht, und wie man kämpfen muss und wie man die Revolution anzettelt. Überhaupt: Revolution. Im Namen irgendeiner guten oder großen oder heiligen Sache fließt Blut, und Hütten brennen und Paläste und Menschen verlieren ihren Kopf. Revolutionen beendeten Ungerechtigkeiten und schaffen neue. Sie machen die einen schlauer, die anderen reicher und wieder andere ärmer. Oft die, die schon vor der Revolution nicht besonders viel hatten. Manchmal fegen sie Regimes weg, manchmal schaffen sie Gutes, manchmal schaffen sie Böses, manchmal schaffen sie einfach nur etwas, das nicht besser ist als das, was vorher war, sondern anders. Revolutionen verändern alles Mögliche, nur den Menschen, den alten Blödmann, den haben sie noch nie verändert. Er hat immer noch einen Plan. Er hat immer noch Recht. Er weiß immer noch, wie’s geht. Selbst, wenn alles darauf hindeutet, das nichts mehr geht.

Jens Böttcher und das Orchester des himmlischen Friedens singen auch von der Revolution. Ihre Revolution heißt Liebe, und das ist nicht besonders neu, möchte man sagen. War da nicht was, 1968 in Woodstock? Und ungefähr 1944 Jahre vorher, in Galiläa? Natürlich war da was, und natürlich ist Liebe nicht neu. Gott bewahre! Aber natürlich wirkt sie revolutionär. Das wissen wir. Und natürlich wäre es ziemlich gut, wenn wir wüssten, wie das eigentlich geht: in Liebe zu leben. Zwei Blicke reichen, um das festzustellen: einer auf die Welt und einer auf sich selbst. Doch Jens singt nicht davon, wie die Revolution geht. Er singt davon, wie sie sich anfühlt.

Er singt davon, wie schon dem ersten Moment, in dem man sich entschließt, ihr zu folgen, das Scheitern innewohnt. Wie man sich dennoch geborgen und aufgehoben fühlt. Wie man Zweifeln ausgesetzt ist, wie man zaudert. Wie man sich von der Liebe zurückzieht weil man von der Realität immer und immer wieder eingeholt wird. Wie man in Depression versinken kann. Er singt vom Friedenmachen mit sich und mit der Welt. Er singt von hoffnungsvoller Melancholie, von Erkenntnis und Aufbruch und Überzeugung. Er singt von dem Gefühl, wenn Liebe endet. Von Trauer und Irrwegen, vom Verzeihen und Zueinanderfinden, von Erkenntnis, vom Ankommen und schließlich vom Verlust der Angst. Er singt von einer Liebe, die in jedem dieser Momente da ist.

Dazu spielt das Orchester des himmlischen Friedens so berührend wie auch die Texte sind. Sie spielen, was Arschwackel-Rock, Lagerfeuer-Romantik und Varieté hergeben. Mal breit und opulent mit Streichern und Bläsern, mal klein uns zart mit Glockenspiel und Gitarre. Den Weg, der zur Revolution führt, begleiten sie Schritt für Schritt und Ton für Ton. 17 Lieder dauert er, eines baut auf dem anderen auf, und am Ende führt uns der Weg ins Ziel. Doch wie gesagt, das Album ist keine Handlungsanleitung. Jens beschreibt auf „IV: Revolution“ sehr persönlich, wie sich diese Revolution anfühlen kann. Und das ist tausendmal beeindruckender und berührender als die millionste Verkündung einer revolutionären Wahrheit. Und wunderschön ist es obendrein. Könnte man glatt mal selbst ausprobieren.

Lorenz Ritter

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