BÖTTCHER-NEWS 10/2014
1-2-3-4... Sendestart für
Tiefsehtauchen/Revolution-2014-Tourdaten/
… und ein paar unwesentliche Gedanken
zum Wesentlichen
Liebe Freunde,
während es sich der Herbst vor dem
Fenster gefallen lässt, sein Erscheinen mit ersten sanft wehenden
Blättern anzukündigen und der wundervoll-farbenfrohe
Sonnenuntergang ihm dabei die Schau zu stehlen versucht, sitze ich
hier in meiner schummrigen Schreibstube und freue mich, diese paar
Zeilen voller Neuigkeiten an euch zu richten. Ich will ausnahmsweise
vorab mal nicht allzuviele Worte machen, die nicht direkt zur
Sache gehören. Nur diese hier: Vor einiger Zeit las ich mal wieder
ein paar Kapitel von Friedrich Nietzsche. An einer Stelle schrieb er
sinngemäß davon, dass die/wir Menschen uns bloß deshalb so
vehement auf vermeintliche Erfüllung in Arbeit und
Freizeitbeschäftigungen stürzen, um uns selbst permanent vom
Wesentlichen abzulenken – nämlich den essentiellen Fragen
um uns herum, in und über uns selbst.
Wie viele von uns ja längst wissen,
ist Nietzsche als geistig Umnachteter gestorben. Ob es wirklich
kausal damit zu tun hat, dass er es mit der Suche nach dem Sinn in
sich selbst zu weit getrieben hat, ist natürlich ungewiss.
Vorstellen kann man sich's als Sensibler aber durchaus. Für mich
noch lange kein Grund, dem Godfather-of-bitterer-Vergrätzung nicht
mit wehenden Fahren in wenigstens diesem einen Punkt zuzustimmen und
ihm überdies meinen allergrößten Respekt für den noblen Versuch
zu zollen. Was tun wir nicht alles, um im Außen Sinn zu finden?
Wieviele Kuchen- und Eisbein-mit-Sauerkraut-Bilder oder
Kalendersprüche oder Bibelverse wollen wir im Zuge all dessen noch
bei Facebook posten? Wieviele Verhungernde und emotional Darbende im
In- und Aus- und Niemandsland lassen wir noch am Straßenrand sitzen
und erklären uns selbst, sie hätten mit uns ja nichts zu tun? Was
stellen wir nicht noch alles an, bewegen wir, kaufen und verkaufen,
taxieren, studieren, trainieren, ver- und beurteilen wir, nur um am
Ende des Tages kein bisschen schlauer oder näher an uns selbst zu
sein, als zu seinem Beginn? Wie lange schreien wir noch auf den
Marktplätzen nach einer besseren Welt, die ja gar nicht besser
werden kann, solange wir selbst nicht feinfühliger und mutiger
geworden sind, was unsere eigene Dunkelheit und
wie-auch-immer-religiöse Rechthaberei betrifft? Wie lange wollen wir
noch glauben, dass wir längst die „Guten“ sind?
Manchmal in den letzten Jahren kam es
mir geradezu bizarr vor, was für eine ungeheure Sogkraft die eigenen
Aktivitäten und Gedanken und Sorgen entwickeln können. Irgendwas
ist ja immer. Und irgendwas ist immer Placebo. Und irgendwas ist
immer Ego. Aber was ist dann das Eigentliche, das Wesentliche? Kann
man das irgendwie auf den Punkt bringen? Und falls jein, warum –
warum nicht? Und kann man sich davon denn dann am Ende was kaufen?
Eben nicht. No Way José. Das Wesentliche kann man tatsächlich nicht
kaufen und nicht verkaufen. Man kann es nicht stehlen und nicht
leihen und nicht festhalten. Man kann es nicht suchen und nicht
finden. Und man kann es nennen wie man will, aber es bleibt dennoch
auf immer und ewig wortlos und sprachlos-machend unverändert: Leben.
Gott. Himmel. Liebe. Gnade. Freiheit. Worte. Auf dem Weg.
Die Wahrheit ist ein großes Zimmer
ohne Wände.
In diesem Zimmer ist alles Geschenk. Es
ist einfach da. Es ist in uns, um uns, über uns, unter uns. Es ist
der Baum im Wald des Betrachters, der den Wald vor lauter Bäumen
nicht sieht, obwohl er nur auf den Baum schauen müsste, der er
selbst ist. Es ist die Erkenntnis der Angstfreiheit, der
bedingungslosen Geborgenheit und Vergebung, die derjenige nicht mehr
braucht, dem sie zuteil wurde, und die derjenige nicht besitzt, der
sie wie getrieben als persönliches Eigentum verkündet. Es ist im
Dialog zwischen einem religiösen Moralisten und einem Weisen, der
ihn fragt, ob er daran glaubt, dass all jene, die nicht genau das
glauben, was er für die Wahrheit hält, dereinst in der Hölle
schmoren werden. Der religiöse Moralist, der entgegnet: „Ja,
gewiss, gewiss, das glaube ich!“ - und der Weise, der ihm unter
Tränen des Mitgefühls sagt, dass jeder, der im Schatten eines solch
verdammenden Urteils leben muss, ja längst selbst im Feuer dieser
Hölle wohnt.
Es ist die Freiheit, sich zu erlauben,
das blanke Sein zu spüren, jenseits von Rechtsspruch, Urteil,
Interpretation und Mutmaßung. Es ist die Freiheit, loszulassen,
mutig auf den Funken des Lebens zu springen, auf ihm zu reiten,
selbst dieser Funke zu sein (der dann vielleicht gar überspringen
mag), beschenkt zu sein, ohne wissen zu müssen, was es bedeutet,
stattdessen Bedeutung darin zu finden, es einfach nur zu spüren,
ohne es länger erklären zu können oder zu wollen. Es ist in der
Resignation, die keine Niederlage ist.
Und am Ende bündelt sich alles was man
zu sagen versucht in Liebe.
Mehr wird da auch nach weiteren
Jahrtausenden der Suche nicht sein.
Ein einzelner Baum.
Mein Baum, dein Baum.
Äste, die sich berühren.
Liebe.
Mehr nicht.
Vor allem aber:
Weniger nicht.
***
TV-Premiere: Tiefsehtauchen mit
Jens Böttcher
Tata #1. Unser eigenes, mit sehr viel
Herzblut gefülltes TV-Format startet am 04.10 um 1830h bzw. 05.10 um
2330h bei Bibel TV und zeitgleich im Tiefsehtauchen-Kanal bei
YouTube. Wir würden uns riesig freuen, wenn ihr Lust habt, euch die
sechs Folgen der ersten Staffel im Fernsehen oder in der Tube
anzuschauen und uns zu schreiben, ob und wie es euch gefällt. Einen
Trailer könnt ihr hier schon mal sehen:
Ebenso den wundervollen Song „Der
alte Mann und das Meer“ von Johannes Falk (der in der zweiten
Tiefsehtauchen-Folge zu Gast ist). Nämlich hier:
Auch die Tiefsehtauchen-Homepage wird
ab Anfang Oktober im Netz zu finden sein, nämlich hier:
Gäste der ersten Staffel sind die
Musiker Johannes Falk, Sarah Brendel und Dania König sowie der
„meistgelesene Theologe Deutschlands“ Eugen Drewermann. Es war
übrigens eine besondere Ehre für uns ein ausführliches Gespräch
mit Herrn Drewermann bei ihm zuhause in Paderborn aufzeichnen zu
dürfen - das wir in insgesamt vier Folgen (jeweils zwei in Staffel 1
und Staffel 2) ungekürzt zeigen werden. Auch für die zweite Staffel
(ab Ende März/April 2015) sind einige Episoden bereits abgedreht:
mit Peter Godzik (Autor von u.a.„Trauernden nahe sein“) und
meinem wunderbaren großen Bruder Sven Böttcher (Autor von u.a.
„Quintessenzen“). Die nächsten Drehtage mit Jakob Friedrichs
(superzwei), 2 Flügel, Chris Lass, Siegfried & Christer Tepper
stehen demnächst an. Da kommt also noch reichlich was nach. :-) Das
wirklich großartige ist dabei bisher, dass alle Tiefsehtauchen-Gäste
so viel wesentliches zum Wesentlichen (siehe oben) zu sagen haben.
Jeder Drehtag bisher war für mich persönlich eine große Freude und
Bereicherung. Danke nochmal an alle, die Tiefsehtauchen
möglich machen und unterstützen. Henry, Karsten und ich hoffen
sehr, dass die Sendung eure Herzen wie euren Verstand berühren und
den Geist der Freundschaft und Liebe transportieren kann, den die
beteiligten Protagonisten und Gäste mit beeindruckender Offenheit
und Herzenswärme in die Gespräche mitgebracht haben.
***
Tata #2. Und hier sind nun endlich auch
die lange versprochenen Tourtermine für den November/Dezember. Wir
werden zu dritt in der kleineren Orchester-Besetzung unterwegs sein:
Henry spielt Schuhkartons, Schlagwerk, Glockenspiel und Gitarre,
Karsten Bratsche, Bass, Akkordeon, Gitarre – und ich spiele wie
immer mich selbst (sic).
JENS
BÖTTCHER & DAS ORCHESTER DES HIMMLISCHEN FRIEDENS
REVOLUTION-TOUR
2014
31.10.
Freudenstadt Villa Sonnenschein
01.11.
Hilzingen Evangelische Kirche
02.11.
Winterthur Bistro Riläx (CH)
03.11.
Konstanz (Hauskonzert)
04.11.
Langenthal (Hauskonzert)(CH)
05.11.
Huttwil (Hauskonzert) (CH)
6.11.
Luzern (CH)
8.11.
Linz (Österreich) (Gemeinde Corner Stone)
20.11.
Geilenkirchen (Jugendzentrum Zille)
21.11.
Engelskirchen (Evangelische Kirche)
22.11.
Dremmen (Café Curioso)
23.11.
Treis-Karden (Hauskonzert)
6.12.
Hamburg (Hochzeitsfeier)
Wenn
ihr Interesse habt, zu den Hauskonzerten zu kommen, schickt mir gern
eine Mail an boettcher@boettchercom.de.
Habt
wie immer vielen Dank für eure Aufmerksamkeit, eure Mails oder
Briefe und besonders eure Liebe (wen auch immer sie heute trifft!).
;) Und hier zum Schluss wie immer noch mein Zitat des Monats.
Musicians
should not play music. Music should play musicians.
Henry
Rollins
Wir
sehen uns unterwegs...
pax
j.
facebook:
jens böttcher (künstlerseite) oder paco de luca (imaginäres
Sekretariat)