BÖTTCHER-NEWSLETTER
SEPTEMBER 2013
VON DER
REVOLUTION, DER ERSCHÜTTERUNG UND EINER REISE, DIE SOWIESO NICHT
ENDET.
Liebe
Freunde,
hier mal
wieder ein mittelgroßer Zeilenhügel aus meiner kargen Schreibstube
in Himmelherzhausen. Ich bin übrigens selbst erstaunt, dass ich
diesen Newsletter in den letzten Monaten so regelmäßig hinbekomme.
Und freue mich mit denen unter euch, die ihn gern lesen (und es mich
hin und wieder sogar wissen lassen, danke!). Es gäbe so vieles zu
schreiben, zu berichten, zu erzählen – und tatsächlich reizt es
mich, genau das jetzt zu tun, aber leider fehlt es mir ein wenig an
diesem sogenannten Zeit-Ding.:-) Beschränke ich mich also auf das,
was mir grad am Wichtigsten erscheint, nämlich euch jetzt voller
tiefempfundener Freude zu erzählen, dass es soweit ist! Nach einem
Jahr intensiver Arbeit vor und (hauptsächlich) hinter den Kulissen,
präsentieren meine Waffelbrüder* und Homies Henry Sperling und
Karsten Deutschmann euch die Veröffentlichung unseres neuen Albums
„IV: Revolution“. Unser neues Werk ist ab sofort quasi überall
erhältlich. Als kleinen Appetithappen ist hier zunächst mal der
Link zum ersten Video. Checkt das aus! :-))
JENS BÖTTCHER
& DAS ORCHESTER DES HIMMLISCHEN FRIEDENS feat. Dania König
„Liebe, Schatten, Angst + Licht“
Wenn euch
diese Zeilen erreichen, müsste das Album übrigens nicht nur als
Download bei den gängigen, verdächtigen Großkonzernen zum Verkauf
stehen, sondern überdies auch als analog-old-schooliges, also ganz
und gar haptisches Erlebnis – soll heißen: Die CD kommt im
plastikfreien Digipack daher, mit einem schönen 24seitigen Booklet,
das unser Freund und Künstlerbruder Jochen Schultheis aus Stuttgart
wieder so famos gestaltet hat, dass ich fast geneigt bin, euch zu
raten, euch nochmal mit eurem schnellen Download-Kaufklick-Finger zu
unterhalten und statt der MP3-Version doch die Coffeetable-Variante
zu erwerben. Für den Fall, dass ihr reinhören mögt, ist hier vorab
mal der Link nach Amazonien – da könnt ihr schon mal Snippets von
allen 17 Songs lauschen …
Zum Thema
Amazon, Itunes, Mediamarkt etc. dann noch schnell dies: Wir alle
haben ja die Chance, unsere Lieblingskünstler und Lieblingsshops zu
unterstützen, indem wir ihre Werke direkt bei ihnen oder im „kleinen
Laden umme Ecke“ kaufen. In Hamburg gibt es das
„IV:Revolution“-Album beispielsweise auch in der Evangelischen
Buchhandlung Holstenstraße. Und natürlich könnt ihr auch direkt
bei uns bestellen. Kurze Mail an info@gentleart.de
genügt, wir schicken euch dann gern ein Album per Post und mit
Rechnung zu (15€ zzgl. Versand). Auch die EP „IV:Revolution #2“
mit 6 weiteren Songs könnt ihr direkt bei uns ordern (als
Papersleeve-CD für 10€ oder als 12“ Vinyl für 15€).
Und diese
kleine Bemerkung über Amazon & Co bringt mich jetzt ohne viele
Schleichwege und ziemlich direkt zum Eigentlichen. Das Album heißt
ja nicht grundlos „Revolution“. Oh, bevor ihr weiterlest - dieses
kleine Filmchen sagt vielleicht mehr über die Intention, als ich
jetzt hier in wenigen Worten vollbringen kann.
EPK- IV:
Revolution.
Zur
Vertiefung vielleicht noch dies: Die Revolution, um die es also geht,
ist keine, die irgendwen auf die Barrikaden treiben soll und sie hat
nicht mit Gewalt zu tun, sondern mit Sanftmut. Es ist eine, die nach
innen zielt - eine, bei der es um die Bereitschaft geht, das was man
selbst glaubt und oft auf bizarre Weise für „richtig“ hält,
einer Prüfung zu unterziehen und den Mut aufzubringen, kurz
innezuhalten und anzuschauen, was in uns allen eigentlich schiefgeht.
Es ist eine
Revolution, bei der es keine Feindbilder gibt, weil Feindschaft an
sich schon Teil des Problems ist, das die meisten von uns ganz
offensichtlich haben (der hier Schreibende jedenfalls hat damit
persönliche Erfahrungen). Und sei es nur die Feindschaft zu einem
Teil von uns selbst (der hier Schreibende jedenfalls hat damit
persönliche Erfahrungen) ;) Die Revolution, von der ich also hier
rede (und normalerweise eher singe), ist eine, die nicht mit äußeren
Aktivitäten, nicht mit Religionen, nicht mit den „richtigen“
Parteien und Systemen, nicht mit Gutmenschtum, nicht mit Zynismus,
nicht mit Selbstgerechtigkeit, nicht mit durch „Wachstum“ (Argh,
ich kann das nicht mehr hören!!) und Habgier motiviertem Krieg,
nicht mit erpresstem Frieden, weder mit happy-go-lucky-Frömmigkeit
noch mit unhappy-go-Drogensucht-Fatalismus zu erreichen ist. Diese
Revolution hat NUR mit uns selbst zu tun ; irgendwo da unten in
unseren Seelen, unserem Geist, wie immer man es auch nennen mag,
wartet die Antwort auf eine Frage, die wir normalerweise nicht zu
stellen wagen. Dass diese Revolution deshalb nicht im handelsüblichen
Sinne „funktionieren“ kann, ist übrigens von vornherein klar.
Sie lässt sich nicht organisieren und nicht strukturieren. Und sie
ist keine Mission, schon gar nicht bin ich dabei ein Missionar (ich
sitze dabei im Glashaus und habe für einen Moment meine Steine gegen
Wattebäuschchen eingetauscht). Es ist eine Revolution, die sich
gegen die Angst wendet, indem sie die Angst umarmt. Und es gibt
überhaupt einen verdammt guten Grund dafür, dass wir Angst haben,
an eben den inneren Ort zu gehen, an dem sie überhaupt erst beginnen
kann, die vermeintliche Umkehr. Da wartet etwas sehr
Ungewohntes, etwas, von dem wir annehmen müssen, dass es uns etwas
Furchtbares antun könnte, ein Nichts, das womöglich aber auch ein
„Alles“ ist – ein Alles wiederum, das dann ganz plötzlich
womöglich aber gar nicht mehr aus Angsteinflößendem besteht, nicht
mehr aus dem unbarmherzigem Leistungsdruck, nicht mehr aus der
vielfältigen Bestrafung, die wir alle bereits erlebt und erspürt
haben und auf deren Ritualisierung wir alle uns immer wieder
verlassen (und wieder: das geht von Religion bis X).
Was aber
wäre, wenn an diesem Ort, in diesem Nichts, diesem Alles, ungeahnte
Gnade auf uns wartet? Eben nicht außen, sondern innen.
Eine Liebe, die in der Stille beginnt und im Getöse einer
ausgelassenen, sturzfreudetrunkenen Friedensparty endet? Für den
Moment. Vielleicht nur für einen Moment. Vielleicht auch für
länger. Wer weiß es? Ich nicht. Ich war bislang immer nur zu Besuch
dort, obwohl ich doch so sehr und fest daran glaube, dass es mein
Zuhause ist.
Auf dem
Revolution-Album geht es ausschließlich um diese endlose Reise nach
innen. Und eigentlich geht es dabei auch nicht um das Ankommen,
sondern um das Unterwegssein. In all dem: geht’s in den Songs um
Liebe, um Glauben, um Verrat, um Lügen, um Ehrlichkeit, um
Dunkelheit, um Schmerzen, um Schweres und Leichtes, um Vergebung, um
Gnade, um lähmende Angst, um die befreiende, unvergleichliche Poesie
und die Tragik des Liebens, um das Reisen und das Ankommen – und um
das, was uns alle schützt und hält. Es geht um eine tiefe
Erschütterung in uns selbst, die uns überraschenderweise nicht (!)
in die Psychiatrie führt, sondern wenigstens in die temporäre Nähe,
in die Grenzgebiete des inneren Friedens. Und darum, wie es sich
anfühlt, nicht länger Recht haben zu wollen.
Und darum,
wie es sich anfühlt, wenn man sich nicht mehr fragen muss, ob es ein
Leben nach dem Tod gibt, sondern ob es ein Leben vor
dem Tod gibt.
***
Und zum
Schluss wie immer meine Zitate des Monats... :-))
„There are
only so many people you can carry in your small boat before their
weight sinks you. A hundred you can carry whom you love. But barely
one you wish to harm.“
(Hafiz)
„Wisdom
ceases to be wisdom when it becomes too proud to weep, too grave to
laugh and too selfish to seek other than itself“
(Gibran)
„Zimmerservice?
Schicken Sie mir bitte ein größeres Zimmer hoch.“
(Groucho
Marx)
Danke für
eure Mails, eure Kommentare, eure Geschichten und eure Freundschaft.
Wir sehen uns auf Tour oder sonstwo. :-)
Pax y'all :-)
jens
* Obacht, das
war kein Tippfehler, eher eine spontane Hommage an den frühen Woody
Allen („Vorsicht, er trägt eine Waffel.“) :-)
Mail an Jens
via boettcher@boettchercom.de
Facebook
(Jens Böttcher oder Paco de Luca)
Website:
www.boettchercom.de
Alben
Himmelherz
(2005)
Reisefieber
(Doppelalbum 2007)
Viva
Dolorosa (2010)
Anklagend
Schweigend Rosenrot (Lyrik-Album 2012)
Am Ende
des Tages (Songauswahl, 2012)
IV:
Revolution (2013)
Bücher
Steiner
(2007)
Der Tag
des Schmetterlings (2009)
Interview
mit dem Teufel (2011)
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